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Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels zahlt sich werteorientierte Führung besonders aus
Der Fachkräftemangel in Deutschland nimmt stetig zu und bedroht zunehmend den geplanten Betrieb von Unternehmen. Besonders sichtbar wird das im Bereich von Gaststätten bis hin zur Betriebsaufgabe oder im Handwerk mit teils extremen Wartezeiten. Aber auch bei großen Industriebetrieben bedroht der Fachkräftemangel die bisher übliche Unternehmens-Performance. Wenn Fachkräfte vom Arbeitsmarkt aber schwer bis kaum zu bekommen sind, resultieren für Unternehmen zwei personalstrategische Konsequenzen:
1) Fluktuation so niedrig wie möglich gestalten, am besten gegen Null hin bekommen und
2) versuchen, das vorhandene Personal gar nicht erst auf Wechselgedanken kommen zu lassen.
Arbeitgeber bieten zwischenzeitlich viele extrinsisch wirkende Maßnahmen von übertariflicher Bezahlung über betriebliche Einrichtungen (z.B.) Fitnessstudio bis hin zu sehr flexiblen Arbeitszeitmodellen an – doch da dies viele Unternehmen mitbekommen und dann ebenfalls tun, ist das alles mittlerweile mehr oder minder austauschbar, ein Differenzierungsvorteil sowohl bei der Mitarbeiterbindung als auch im Recruitment neuer Fachkräfte nicht mehr gegeben! Dennoch wird damit auf breiter Ebene versucht, MitarbeiterInnen bei der Stange zu halten und ein Image als guter Arbeitgeber (Employer Branding) zu bekommen, um im zunehmend härteren Wettbewerb um die immer weniger verfügbaren Fachkräfte überhaupt noch Chancen auf Recruiting-Erfolge zu haben.
Schwieriger umsetzbar, doch auch viel effektiver, wären hingegen intrinsisch wirkende Veränderungen. Ein ganz entscheidender Faktor für eine hohe Mitarbeitenden-Zufriedenheit wird in vielen Unternehmen weiter vernachlässigt: die Personalführung. Dabei ist aus Studien (z.B. Gallup) hinlänglich bekannt, dass die Führungskräfte der häufigste Grund dafür sind, dass MitarbeiterInnen ein Unternehmen verlassen bzw. verlassen wollen. Erst recht jetzt, wo es so leicht wie nie in den letzten Jahrzehnten ist, eine neue Anstellung und einen neuen Arbeitgeber zu finden.
Im Schnitt etwa 2/3 der Mitarbeitenden ist unzufrieden mit der Führung, würde seine / ihre Führungskraft am liebsten von Jetzt auf Gleich los werden!
Klares Fazit: Unternehmen haben im Hinblick auf Führungskompetenz zu viele nicht hinreichend qualifizierte Führungskräfte und müss(t)en dringend deren soziale Kompetenz und Führungsqualität verbessern – und zwar signifikant!
Was fehlt Mitarbeitenden konkret ganz besonders? Auch das ist in Studien (z.B. ICON, Gallup u.a.) geklärt: sie wollen den Sinn ihrer Arbeit erkennen (Sinnstiftung), sie wollen wertgeschätzt werden (positive Feedbackkultur), sie wollen ihrer Werte gemäß respektiert und geführt werden, bis hin zu Werten wie Gesundheit, Familie, Work-Life-Balance.
In Gesprächen mit UnternehmensvertreterInnen mit Führungsverantwortung stellen wir aber fest, dass meist schon der Begriff „Werte“ Probleme bereitet und ganz uneinheitlich interpretiert wird. Für viele ist es ein absolutes „Schönwetter-Thema“ – wenn das Geschäft gut läuft und man keine anderen Themen / Probleme hat, kann man sich auch mal solchen Soft-Themen wie Purpose, Unternehmensethik, Leitbild, Werteorientierung oder Corporate Identity (ohnehin für viele mit einem Corporate Design erledigt) widmen. Welch‘ gravierender Fehler!
Zugegeben, Begriffe wie Purpose, Ethik und Werte sind nicht einfach zu greifen, sind zunächst abstrakt und müssen operationalisiert und konkretisiert werden – wofür viele offensichtlich weder die Erkenntnis, noch die Zeit, noch hinreichend Motivation haben.
Testen Sie sich selbst: Können Sie – ohne Wikipedia und andere Hilfen – erklären, was der Unterschied ist zwischen einem Purpose, Motiven und Werten? Glückwunsch, falls Sie es können, Sie sind eher die Ausnahme. Alle anderen sollten sich bei diesem Thema schlau machen oder schlau machen lassen. Werteorientierte Führung setzt natürlich ein Verständnis und Umgehen-können mit diesen Begriffen voraus, ganz zu schweigen davon, sie in der Führungsarbeit umsetzen zu können. Werteorientierte Führung wirkt aber intrinsisch motivierend und ist deshalb einer der wirksamsten Hebel, um den Verlust von Fachkräften zu verhindern.
Wir haben deshalb ein spezielles eintägiges Seminar entwickelt, um Führungskräften für den Wertebegriff, seine Bedeutung und Anwendung zu sensibilisieren und die Umsetzung in die konkrete Führungsaufgabe zu fördern.
Bei Interesse senden Sie uns doch einfach eine Mail an info [at] diiwu [dot] de, wir erzählen Ihnen gerne mehr über unser Konzept.
Nächste Gallup-Studie zum Mitarbeiter-Engagement veröffentlicht.
Zum März 2014 wurden die Ergebnisse zur aktuellsten Gallup-Untersuchung zur Mitarbeiterzufriedenheit und -motivation veröffentlicht. Gegenüber den in Deutschland als bedenklich schlecht zu bezeichnenden Engagement-Kennzahlen von 2012 hat sich wenig verändert, das aber wenigstens in die richtige Richtung.
Weiterhin weist nur ein geringer Teil der Arbeitnehmer in Deutschland eine hohe emotionale Bindung an seinen Arbeitgeber auf: Nur 16 Prozent der Beschäftigten sind in Deutschland demnach bereit, sich freiwillig für die Ziele ihrer Firma einzusetzen. 67 Prozent leisten Dienst nach Vorschrift und 17 Prozent sind emotional ungebunden, haben innerlich gekündigt.
Für Unternehmen hat dies weitreichende Folgen: Denn emotional an seinen Arbeitgeber nicht gebundene ArbeitnehmerInnen, neigen eher zu einem Arbeitgeberwechsel, was in Zeiten erhöhten Fachkräftemangels für Unternehmen besonders nachteilig ist. Immerhin ist jedoch der Anteil der innerlich Gekündigten im Vergleich zum Vorjahr von 24 Prozent auf 17 Prozent geschrumpft. Das könnte darauf hindeuten, dass sich vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und des demographischen Wandels in Unternehmen die Erkenntnis durchsetzt, dass die Qualität der Führung und die Unternehmenskultur entscheidend sind, um MitarbeiterInnen zu binden, durch Demotivation entstehende Folgekosten zu vermeiden und die Produktivität deutzu erhöhen.
Die Details der Studie zum Download finden Sie unter
http://www.gallup.com/strategicconsulting/168167/gallup-engagement-index-2013.aspx
In diesem Sinne – besser machen!
Ihr Ralph E. Hartleben
Beyond Profit – Was Unternehmen in Zukunft erfolgreich macht.
Hier gehts zu den Vortragsunterlagen:
Vortrag Beyond profit BVMW_print_11
Vertrauen – Sprechblase und zentraler Wert
„DAS können auch die schlauesten Asiaten nicht kopieren!“
Die Rede ist von der Identität eines Unternehmens, Corporate Identity oder auch Unternehmensethos im Fachjargon. Wobei es genau genommen keine Unternehmensidentität gibt, sondern eher eine Gesamtheit vorhandener unternehmensbezogener Werte, Einstellungen Haltungen und Verhaltensweisen der MitarbeiterInnen eines Unternehmens. Damit ist bereits klar, dass jedes Unternehmen eine wie auch immer geartete Identität besitzt. Die Frage ist, ob es eine förderliche oder hindernde Identität ist. Und ob die Identität bildenden Faktoren mehrheitlich so gleichgerichtet oder gar kongruent sind, dass überhaupt eine Identität erkennbar ist oder aber diese Einstellungen, Werte, Haltungen und Verhaltensweisen der Mitarbeiter so divergent sind, dass eher eine Gemengelage sich neutralisierender bzw. gegenläufiger Werte vorliegt, so dass nicht mehr von einer erkennbaren Identität gesprochen werden kann. (mehr …)